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[Das Gold der Krähen] Ketterdam & die historischen Bezüge zu Amsterdam im 17. Jh.
Herzlich Willkommen zum Auftakt unserer Blogtour zu Das Gold der Krähen von Leigh Bardugo, die euch die historischen Bezüge zu unseren Lieblingshandlungsorten im Grishaverse näher bringen soll.
Ein paar Parallelen zwischen Ketterdam und Amsterdam habe ich ja schon im Blogtourbeitrag zu Das Lied der Krähen angerissen, aber in diesem Beitrag möchte ich euch mehr über Amsterdam im 17. Jahrhundert oder besser gesagt über das Amsterdam des Gouden Eeuw (Goldenes Zeitalter) erzählen.
Das Goldene Zeitalter – die Zeit in der die Niederlande DIE Handelsweltmacht war und Amsterdams Hafen der Nabel der Welt! Aber bevor ich dazu komme euch mehr über dieses Amsterdam zu erzählen, erkläre ich euch kurz, wie es überhaupt dazu kommen konnte, das ein Land von 219 km² vor England, Portugal, Spanien, Frankreich und Norddeutschland zur einflussreichsten Seemacht werden konnte. Amsterdam wurde erst 1275 das erste Mal urkundlich erwähnt. Städte wie Nijmegen (Nimwegen) und Utrecht waren zu dem Zeitpunkt, als Amsterdam aus einem Feuchtgebiet erhoben wurde, schon um die tausend Jahre alt. Und „erhoben“ kann man durchaus wörtlich nehmen, denn viele der alten Holzpflöcke die das Fundament der ersten Häuser auf dem trockengelegten Boden bilden, sind auch heute noch das Untergerüst der Grachtenhäuser.
Amsterdam erhielt 1306 Stadtrechte und 1323 durch den Graf von Holland das Recht Zoll auf Hamburger Bier zu erheben. Die Schiffe, die das Bier transportierten, waren somit verpflichtet den Amsterdamer Hafen anzulaufen und Bier war zu der Zeit das wichtigste Getränk, da es keimfrei war. Dadurch wurde Amsterdam das Zentrum des holländischen Bierhandels und noch viel wichtiger: der Bierimport war die Grundlage des Ostseehandels, die moedercommercie, also die „Mutter aller Handelstätigkeiten“! Hamburg war nicht nur das „Brauhaus der Hanse“ sondern auch der „Nordseehafen des Ostseehandels“ und die Amsterdamer Kapitäne kamen dort in Kontakt mit anderen Hanse-Kaufleuten und begannen auch deren Güter nach Westen zu verschiffen.
Und dann springen wir mal ans Ende des 16. Jahrhunderts: Die Niederlande ging als führende Weltmacht und Handelsnation aus dem achtzigjährigem Unabhänigkeitskrieg gegen Spanien hervor. Grund: Antwerpen, bis dahin die bedeutendste Handelsmetropole Europas, liegt in den Händen der Spanier und die Nordniederländer blockierten ihre Verbindung Antwerpens zur Nordsee (den Meeresarm Westerschelde). Antwerpen liegt auf dem Trockenen und die Handelsströme versiegen. Zehntausende Antwerpener, unter ihnen Großkaufleute und Bankiers, zogen daraufhin nach Norden, vor allem nach Amsterdam.
Zudem hatten die Niederländer mit der Erfindung der Fleute, ein Schiffstyp, einen technologischen Vorsprung gegenüber den anderen Seemachten. Dieses kam mit weniger Besatzung aus und setzte sich deswegen schnell durch. Zwischen 1585 und 1620 verdoppelten sich die niederländischen Gütertransporte durch die Meerenge zwischen Dänemark und Schweden und Amsterdam profitierte auch vom allgemeinen europäischen Wirtschaftsaufschwung. Die Holländer wurden die „Heuschrecken Europas“ des 17. Jahrhunderts.
Im März 1594 trafen sich neun Amsterdamer Kaufleute und beschlossen die Gründung einer Handelsgesellschaft mit dem Namen Compagnie van Verre, Compagnie der Ferne. Sie wollten als erste Niederländer eine Expedition zu den Gewürzinseln in Südostasien (damals Ostindien) ausrüsten. Die erste Fahrt unter dem Kommando von Cornelis de Houtman (na erinnert euch der Name an jemandem aus „Das Lied der Krähen“?) war eher ein mäßiger Erfolg. Die zweite Fahrt unter dem Kommando von Jacob van Neck (na?!) brachte dann einen spektakulären Gewinn. Daraufhin wurden überall in Holland und Zeeland ostindische Handelsgesellschaften gegründet bis Johan van Oldenbarnevelt, der führende niederländische Politiker dieser Zeit, die Gründung einer Monopolgesellschaft beschloss, da der Wettbewerb die Preise verdarb. So entstand die bis heute berühmte Vereinigte Ostindische Compagnie (VOC). Sie war die erste Aktiengesellschaft der Geschichte und riss sich den gesamten Gewürzhandel unter den Nagel und trug damit zum Handelserfolg Amsterdams bei (- und zur Ausbeutung vieler Länder…).
Im 17. Jh. gab der (Gewürz-)handel, also die VOC, und die Banken den Ton in Amsterdam an. Die erste Wisselbank, Wechselbank, wurde 1609 in Amsterdam eröffnet und entwickelte sich zum vollwertigen Finanzinstitut. Bis ins 18. Jahrhundert sicherte die Wisselbank Amsterdams Stellung als bedeutendster Finanzplatz der Welt. 1611 wurde das erste Börsengebaude am Rokin nahe des Dam-Platzes errichtet. Es handelte sich vorrangig um eine Waren-, Kontakt- und Nachrichtenbörse, auch wenn schon Aktien der VOC und später der WIC (Westindische Compagnie) gehandelt wurden. Die Kaufleute handelten Preise aus, die anschließend veröffentlicht wurden, mieteten Fracht- und Lagerraum, nahmen Kredite auf, heuerten Schiffsvolk an und tauschten Neuigkeiten aus. Die Börse war in den Augen der Kaufleute und Amsterdamer Ratsherren eine seröse Institution. Neben der Börse wurden auch in Wirtshäusern gehandelt. Die berühmteste Spekulationsblase, die Tulpomanie um die Tulpensorte Admiral van Enckuysen, spielte sich beispielsweise dort und nicht an der Börse ab.
Die Niederländer schafften es durch, Spezialisierungen, technologischen Forschritt, geschickten Handel, und daraus resultierenden Monopolstellungen für bestimmte Exportgüter, und einer Portion Glück sich an die Spitze des Welthandels zu setzen.
Leigh Bardugos Ketterdam ist stark von dieser Amsterdamer Handelsweltmacht inspiriert und ich hoffe, dass ihr durch meinen kleinen Exkurs (- ja klein, es gibt ganze Bücher, die sich mit dem Aufstieg Amsterdams beschäftigen) ein Gefühl für das Amsterdam des 17. Jahrhunderts bekommen konntet und kleine „Aha“-Momente und Ketterdam in diesem Amsterdam entdecken konntet!
Grundlagen für meinen Beitrag sind: Geschichte der Niederlande von Michael North, Kleine Geschichte Amsterdams von Christoph Driessen und mein durchs Niederlandistikstudium erworbene Wissen.
Wer mehr über die Entstehung Amsterdams wissen möchte, dem kann ich ein Besuch in „Het Grachtenhuis“ in Amsterdam empfehlen, auf welches ich auch in meinem Essay (eine Seminarleistung in meinem Studium) über die Entstehung Amsterdams eingehe.
Gewinnspiel
Während unserer Blogtour gibt es 1x die Print-Ausgabe von Das Gold der Krähen von Leigh Bardugo zu gewinnen! Um daran teilnehmen zu können, müsst ihr nur die Gewinnspielfrage bei jedem Blogtourbeitrag per Kommentar beantworten und eine Kontaktmöglichkeit im Falle des Gewinns hinterlassen (Mail, Social Media Account).*
Also bleibt dabei und schaut und hört euch die Beiträge von Lena, Seda, Bianca, Neni, Simone, Anna und Luna in den kommenden Tagen an!
Was war euer „Aha“-Moment?
Blogtourfahrplan
*Teilnahmebedingungen:
– Die Teilnahme an dem Gewinnspiel ist ab 18 Jahren möglich. Andernfalls ist eine Teilnahme nur mit Erlaubnis des Erziehungs-/Sorgeberichtigten möglich.
– Um in den Lostopf zu gelangen, muss die Gewinnspielfrage eines jeden Blogtourbeitrags per Kommentar auf dem jeweiligen Blog beantwortet werden. (8 Beiträge – 8 Gewinnspielfragen – 8 Kommentare)
– Der Versand der Gewinne erfolgt nur innerhalb Deutschlands.
– Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
– Für den Postversand wird keinerlei Haftung übernommen.
– Eine Barauszahlung der Gewinne ist nicht möglich.
– Als Teilnehmer erklärt man sich einverstanden, dass die Adresse zwecks Gewinnversendung genutzt wird, die Daten werden danach gelöscht und für keinen anderen Zweck genutzt.
– Jede teilnahmeberechtigte Person darf einmal pro Tag an dem Gewinnspiel teilnehmen.
– Mehrfachbewerbungen durch verschiedene Vornamen, Nachnamen, Emailadressen oder einem Pseudonym sind unzulässig und werden bei der Auslosung ausgeschlossen.
– Das Gewinnspiel wird von biblometasia.de organisiert.
– Das Gewinnspiel läuft vom 25.09. bis 05.10.2018
– Der Gewinner wird am 07.10.2018 ausgelost.
– Der Gewinner wird daraufhin (7.10.2018) per Mail oder mitgeteiltem Social Media Account kontaktiert und hat 36 Stunden Zeit den Gewinn zu bestätigen andernfalls wird neu ausgelost.
Huhu 🙂
Ich bin gerade voll baff, dass Leigh Bardugo so viel von der Geschichte Amsterdams in die Welt von Ketterdam hat einfließen lassen, richtig spannend! Die Namen klingen natürlich vertraut! 😀
Man merkt ja schon in „Das Lied der Krähen“ durch die niederländisch klingenden Namen, dass Ketterdam stark an Amsterdam angelehnt ist, aber wie gesagt, damit das sie so viel hat einfließen lassen, hätte ich nicht gerechnet. Auch die Vereinigung der Kaufleute klang vertraut, so viele Aha-Momente 😀
Liebe Grüße
Chianti
Huhu Chianti,
ich freu mich, dass rauskommt, dass doch sehr viel „Wahres“ an Ketterdam ist. 🙂
LG Vanessa
Hallo,
mein Aha-Moment war, dass sogar die Namen der Kommandanten „entliehen“ wurden, so mehr oder weniger. Ich wusste schon einiges über die Ostindische Kompagnie, aber dann doch nicht so viel.
Ich freu mich schon sehr auf diese Fortsetzung.
Kannst du meine Mailadresse sehen, wenn ich sie hier eintrage? Oder wie muss ich das machen?
lg, Jutta
Hallo Jutta,
ja deine E-Mail Adresse sehe ich durchs Kommentieren. 🙂
Danke für die Antwort
Wow,
ein wirklich toller Beitrag und extrem spannend. Hat Spaß gemacht zu lesen. Ketterdam und Amsterdam klingt schon sehr ähnlich, aber dennoch muss ich gestehen, dass ich nicht erwartet hätte, dass sie sich von den Niederlanden und ihrer Geschichte beeinflussen lässt.
Ehrlich gesagt hatte ich auch angenommen, dass sie mehr aus verschiedenen Städten zusammenfließen lässt und sich nicht hauptsächlich an einer orientiert. Aber die Autorin ist immer für eine Überraschung gut.
Tausend Dank für die vielen spannenden Informationen,
Liebe Grüße
Martina
Hallo Martina,
Amsterdam war aber wirklich nicht die einzige Inspiration für Ketterdam. Ketterdam und Bardugos Inspirationsquellen tauchen in der Blogtour noch ab und an auf. 😉
Hallo,
wow, was für ein wunderbarer Blogbeitrag!
Faszinierend, wirklich! Wobei mich als Hamburgerin am meisten die Beziehung zu Hamburg im 14. Jahrhundert interessierte, zum Braushaus der Hanse (mein Aha-Moment, das les ich hier grad das erste mal 🙂 ). Vielen lieben Dank für diese geballte, aber leichtverständliche Info! 🙂
LG Christina P.
Haha, ich finde Hamburg auch wahnsinnig interessant, vor allem die Speicherstadt. Habe mich da dieses Jahr zum ersten Mal umgeschaut und auch einige Parallelen zu Amsterdam gefunden. =)
Schön, dass dir Hamburg gefallen hat, ist meine Heimatstadt <3
Also einen großen „Aha“-Moment während des Lesens hatte ich nicht, gerade weil schon viel über die frühere niederländische Handelspolitik gelernt habe. Aber ich muss sagen dass es mich erstaunt hat das Leigh Bardugo so ein historisches Thema in ihrem Buch mit einbezogen hat, also wäre das mein „Aha“-Moment 😊
Huhu,
Danke für den interessanten Beitrag, es gab jede Menge AHA-Momente.
Die Namen, wo sie sie her nahm, dass sie sich von den Niederlanden und ihrer Geschichte beeinflussen lassen hat, der Spung durch die Zeiten.
LG Manu
Hey,
was für ein toller Beitrag. Ketterdam und Amsterdam hört sich ja schon ziemlich ähnlich an, trotzdem hätte ich nicht gedacht, dass sich die Autorin so viel von den Niederlanden inspirieren lassen hat. 🙂
Liebe Grüße
Lena
Ahoi Vanessa,
danke für diesen super spannenden Beitrag! Besonders interessant fand ich das mit dem Bier ^^
Liebe Grüße, Mary <3
marys-buecherwelten.blogspot.com
Hey, ich muss mich den anderen Kommentaren anschließen. Ich finde wirklich toll, wie du in so wenig Text soviel Informationen gut verständlich wiedergibst. Am meisten überrascht mich, dass Ketterdam so nah Amsterdam angelehnt ist, beim lesen vom Lied der Krähen war das auch ein Grund, warum mich das Buch so gefesselt hat, eben weil es so realistisch ist. Beste Grüße!
Hey, danke. Ich musste mich aber auch irgendwann stoppen, damit es bei nur rund 1000 Wötern bleibt. 😀
Liebe Vanessa,
ich war beim Lesen auch immer wieder überrascht, wie ähnlich sich die beiden Städte doch sind. Der Name bzw. die Namen lassen ja schon auf einiges schließen, aber die historischen Zusammenhänge waren mir bisher noch nicht so klar. Danke dafür!
Alles Liebe,
Paula